jupp0r 4.0

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Badlands

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Vor 2 Wochen sind meine Mama und mein Bruder zu Besuch gekommen, deswegen auch die lange Funkstille, weil wir so viel unternommen haben dass ich gar keine Zeit zum schreiben hatte. Als Ausflug haben wir vorletzte Woche eine Tour in den Badlands National Park unternommen. Am Mittwoch nach der Arbeit ging es los, 500 Meilen gen Westen auf der Autobahn.

Die Strecke ist sehr angenehm zu fahren, wenn auch größtenteils eintönig. Bald waren wir in South Dakota, wo die Straßen wesentlich besser zu sein scheinen als in Minnesota. Auf der breiten Autobahn begegneten uns kaum andere Autos, und Seans Radarwarngerät erlaubte es uns, mit Tempomat und 85 Sachen über die Prärie zu fegen. Um uns die Zeit zu vertreiben, hörten wir das Audiobuch zu Frank Schätzings "Der Schwarm", welches einerseits wegen des spannenden Inhalts aber auch wegen der aufwändigen Produktion mit 20 verschiedenen Stimmen - inklusive Schätzings selbst und seiner Frau - uneingeschränkt weiterzuempfehlen ist.

Gegen Mitternacht erreichten wir unsere Autobahnabfahrt. Wir nahmen die Nationalparkstraße nach Süden, und erahnten im Licht der Scheinwerfer schon in welch grandioser Landschaft wir am nächsten Tag aufwachen sollten. Ich hatte ein paar Wochen vorher eine Hütte in der Cedar Pass Lodge gemietet, eine am Anfang des letzten Jahrhunderts gebaute Ansammlung einiger Hütten und eines Hotels mit angeschlossenem Restaurant. Die Rezeption war bei unserer späten Ankunft unbesetzt, der Schlüssel zur Hütte Nummer 5 fand sich jedoch in einem mit 'Mueller' beschrifteten Briefumschlag in einem schwarzen Metallkasten neben der Eingangstür, sodass wir nach knapp 10h Autofahrt endlich erschöpft ins Bett fallen und schlafen konnten.

Der nächste Tag begrüßte uns mit einem perfekt blauen Himmel und beeindruckendem Ausblick. Praktischerweise war gleich neben der Hütte ein Tisch und dazugehörige Bänke, sodass wir in der Sonne frühstücken konnten (es sollte jeden Morgen so schön werden, wir hatten echt Glück mit dem Wetter).

Freiluftfrühstück neben der Hütte Für den ersten Tag hatten wir uns eine Wanderung entlang des Castle Trails vorgenommen, einer der längsten Wanderwege im Nationalpark. Erstaunlicherweise sind die Badlands nämlich für Wanderer relativ unerschlossen, ein überwiegender Großteil ist weglose Wildnis. Nachdem wir uns kurz in den von Lehmwänden eingeschlossenen Canyons verlaufen hatten, stießen wir auf einem großen Grasplateau wieder auf den Wanderweg. Dieser führte uns die nächsten Stunden entlang bizarrer Gesteinsformationen auf der einen Seite und der schier unendlichen Weite der Prärie auf der anderen Seite (auf den Panoramabildern unten - Achtung nur bei schneller Internetverbindung und ponentem Rechtner zu empfehlen - sehr gut zu sehen) zu einer alten Versorgungsstraße, wo wir dann umkehrten und über den Medicine Root Trail den Weg zurück zum Auto antraten.

Panorama 1, Castle Trail

Panorama 2, Castle Trail Dort angekommen beschlossen wir den Rest des Tages (es war schon fortgeschrittener Nachmittag) damit zu verbringen, die sehr schöne Ausblicke versprechende Nationalparkstraße abzufahren. Die Straße ist sehr gut gewartet, bietet reichlich Aussichtspunkte mit toller Infrastruktur (Toiletten, überdachte Picknicktische, Warnschilder vor Klapperschlangen ...)

Irgendwann ging die Strecke in eine breite Schotterpiste über und wir konnten neben der Straße Büffelherden und Präriehunde (sehen aus wie Erdmännchen) beobachten.

Grasende Büffel

Die verschiedenen Sedimentschichten erzählen die geologische Geschichte der Badlands

Mondlandschaft

Beim Photographieren photographiert :) Am nächsten Tag hatten wir uns eine Fahrt nach Westen in die Black Hills vorgenommen. Woher diese ihren namen haben wurde uns bei der Anfahrt bewusst, nach unserem sonnigen Frühstück zogen nämlich Wolken auf und ließen die Nadelbäume auf den Hügeln in dunklem Anthrazit erscheinen. Wir fuhren durch Rapid City, immer tiefer ins Gebirge hinein. Am Ende war die Straße ungewohnt schmal, sehr kurvenreich und steil, natürlich gab es keine Leitplanke oder ähnliches - genau das richtige für Mama.

Das Ziel sollte der Custer State Park sein, wo wir an einem schönen See parkten und nach einiger Suche auch unseren Wanderweg fanden. Dieser sollte uns auf den höchsten Punkt der Black Hills, gleichzeitig auch den höchsten in ganz South Dakota als auch den höchsten Punkt zwischen Pyrenäen und Rocky Mountains führen - Harney Peak (2207m). Der Frühling in den Black Hills war keineswegs schon so weit fortgeschritten wie in den Badlands oder Minneapolis. Der Boden war von Wasser durchtränkt und wir sahen auch einige Schneereste als wir dem Wanderweg entlang einer zunächst etwas unromantischen Forstschneise folgten.

Das Wetter war die ganze Zeit durchwachsen, mit an den umliegenden Felsentürmen hängenden Wolken, aber ohne jeden Niederschlag. Wir gewannen immer mehr an Höhe und bald ging die breite, tief zerfurchte Forstschneise in einen schmalen Wanderweg über und wir waren immer mal wieder in den Wolken. Doch wir hatten Glück - als wir nach einigen Stunden den Gipfel des Harney Peak erreichten, riss die Wolkendecke auf und wir konnten uns in der Sonne an unseren morgens geschmierten Sandwiches stärken und dabei ein paar Streifenhörnchen anlocken und füttern.

Wir verbrachten noch einige Zeit auf dem Gipfel und beschlossen dann aufgrund einer aus der Ferne herannahenden Gewitterfront und der 2h Autofahrt zurück zu unserer Hütte, den Abstieg anzutreten. Diese Entscheidung erwies sich als schlau, denn gerade als wir am Auto von Wanderschuhen in Sandalen wechselten begann es auch schon zu tröpfeln.

Auf dem Rückweg mussten wir natürlich noch den wahrscheinlich meistbesuchten Ort der Black Hills mitnehmen: Mount Rushmore National Memorial, den Berg mit den aus dem Granit geschlagenen Präsidentengesichtern den jeder schon einmal auf Bildern gesehen hat. Ich hatte mir das Ganze etwas größer und beindruckender vorgestellt, eventuell war es aber auch der latente Sprühregen und die hereinbrechende Dämmerung der uns nicht lange verweilen lies. Auf der Fahrt fing es dann immer heftiger an zu regnen, hageln und zu stürmen, teilweise so schlimm dass wir auf die Standspur des Freeways fahren mussten um das schlimmste abzuwarten. Die Fahrt dauerte so fast doppelt so lange wie hinzu, allerdings hatten wir ja immer noch Frank Schätzings "Der Schwarm" um uns abzulenken.

Blick vom Gipfel des Harney Peak (2207m) über die Black Hills

Streifenhörnchen mit Käse

Mount Rushmore, wer die Präsidenten vlnr in der richtigen Reihenfolge
benennt und in die Kommentare schreibt kriegt ein Bier
Wikipedia ist schummeln

Am dritten Tag wollten wir dann in die Prärie wandern gehen, genau genommen in die Sage Creek Wilderness, die wir schon bei unserer Rundfahrt 2 Tage zuvor sehr bewundert hatten. Der Regen am Tag zuvor hatte die Lehmsedimente der Badlands durchtränkt und schien zugleich die Farben intensiver hervortreten lassen, wir hielten oft an, um die Mischung aus grünem Präriegrass und gelb-rot-grauen Sedimenten zu bewundern.

Colored Mounds Panorama

Colored Mounds

Am Sage Creek Campground angekommen, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung, begrüßten uns auch gleich ein paar Büffel, die gemütlich auf einer der Campingplatzstraßen lagen und sich nicht wegbewegten. Wir begannen unseren Weg durch das weite Tal, welches der Sage Creek über Jahrtausende in die Prärie geschnitten hatte. Leider hatte der Regen am Tag zuvor auch den Effekt, dass sich der lehmige Boden zu einer mörtelartigen Masse verwantelt hatte, in der man nicht nur einsank, sondern auch mit jedem Schritt ein wenig mehr Schlamm an seinem Wanderschuh kleben hatte. Alle paar Minuten mussten wir also unsere Schuhe abklopfen oder am Gras abstreichen, was das Laufen an sich sehr unangenehm machte. Die tolle Landschaft und das (zunächst) gute Wetter machten das aber wieder Wett und wir träumten von Zeiten der Winnetou und Cowboys, unendlicher Weite und Freiheit.

Rast am Sage Creek

Nach einer gemütlichen Rast im Schatten eines der spärlich verteilten Bäume sahen wir dann auch mal wieder eine Gewitterfront heranrollen und machten uns auf den Weg zum Auto, wir planten nämlich, rechtzeitig an der Cedar Pass Lodge einzutreffen, um unsere letzte Gelegenheit (am nächsten Tag mussten wir leider schon den Heimweg antreten) nicht zu verpassen, einen der berühmten Burger mit Büffelfleisch die es dort im Restaurant gab, zu probieren.

Der Burger war gut, und während Mama und Clemmi noch im Laden nach einigen Souvenirs schauten, ging ich schoneinmal nach draußen um ein diese Fotos von der anrollenden Gewitterfront zu machen, die Wolken drehten sich ineinander! Ich nehme mal an so entstehen Tornados, an diesem Tag blieb es aber glücklicherweise ruhig.

Aufziehendes Gewitter mit rotierenden Wolken

Dämmerung mit Mond und Adler Am nächsten Tag begannen wir nach einem ausgedehnten Frühstück dann die Rückfahrt. Clemmi entdeckte neben der Autobahn noch eine rekonstruierte Wildweststadt, wo wir einige Stunden verbrachten (siehe das Foto vom Saloon). Mama war ganz hin und weg, wahrscheinlich die Jugenderrinnerungen an Karl May und Co :)

1880 Town, eine Museumsgeisterstadt

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