Der in meinem letzten Eintrag angekündigte Ausflug an den Lake Superior ist aufgrund einer Möbelaktion ins Wasser gefallen. Ich habe nämlich meinen alten Schreibtisch aus meinem alten Büro kostenlos mit in meine Wohnung nehmen dürfen. Auch ein riesiger Sessel hat den Umzug ins neue Gebäude nicht geschafft, sondern ist ein paar Stockwerke weiter oben gelandet :)
Die erste Woche des Arbeitens in Downtown St Paul verlief ganz gut, es gab natürlich so einige Anfangsschwierigkeiten (die Popcornmaschine war nicht da, die Mikrowellen schwer auffindbar, für die Toiletten brauchte man die richtige Zahlenkombination ...) aber der unschlagbar kurze Arbeitsweg machte alles wieder wett. Er besteht für mich im wesentlichen aus:
- Apartment verlassen
- links um die Ecke zum Fahrstuhl
- Fahrstuhl zum Skyway-Level
- aus dem Apartment-Komplex-Eingang
- rechts um die Ecke
- geradeaus zu meinem Cube
Der ganze Prozess dauert keine 3 Minuten. Ein Vorteil ist, dass ich mir in der Mittagspause sehr bequem in meiner Küche etwas kochen kann und auch das Frühstück kann sich zeitsparend mit dem morgendlichen E-Maillesen überlappen.
Mein Arbeitsplatz, schon etwas wohnlicher eingerichtet (manche nennen es bereits verwüstet)
Die Lobby
Das waren noch Zeiten als man auf guten Computern noch bequem sitzen konnte :)
Dieses Wochenende war ein spontaner Kurztrip nach Chicago geplant. Mein Kumpel Sean wollte da einen Freund (und seine Frau) aus Collegezeiten besuchen und ich wurde freundlicherweise gleich eingeladen. Am Freitag war also ein früher Feierabend angesagt und wir warfen ein paar Wechselsachen und Zahnbürsten in unsere Rucksäcke und begannen die etwa 6-Stündige Autofahrt.
Autobahnen in den USA sind eigentlich wie bei uns, bis auf einige Besonderheiten die doch einiger Gewöhnung bedurften (ich bin den Großteil der Strecke gefahren):
- es gibt teilweise unglaublich viele Spuren (8 war das Maximum bis jetzt)
- die Spur am weitesten Rechts beginnt/endet meist in einer Ein/Ausfahrt
- rechts überholen ist absolut legitim und gehört zum guten Ton
- ein Radarwarngerät ist ebenso legal wie hilfreich um unangenehmen Geschwindigkeitskontrollen zu entgehen (Höchstgeschwindigkeit: 65mph=105km/h)
- es gibt Ein/Ausfahrten auf der linken Seite der Autobahn
- die Leute fahren unglaublich entspannt, machen bereitwillig Reissverschluss, halten meistens Sicherheitsabstand
Letztendlich vergingen die 6h dann doch recht schnell und wir wurden nach kurzem Verfahren sehr herzlich von Ryan und Mary begrüßt. Wir unterhielten uns noch bis spät in die Nacht und entsprechend spät begann der nächste Morgen.
Wir fuhren mit der U-Bahn in die Innenstadt von Chicago, welche mir im Vergleich zu New York unglaublich sauber und gepflegt vorkam. Wir unternahmen eine kleine Wanderung durch die Straßenschluchten und durch sehr schöne Parks am Lake Michigan. Besonders sehenswert war hierbei "the Bean", eine spiegelnde Metallbohne die seltsame optische Effekte hervorrief.
The Bean, im Hintergrund die Skyline
Selbstportrait, rechts neben mir Ryan, unter mir Sean
Als weiteres Ziel beschlossen wir, dem Obversationsdeck auf Sears Tower einen Besuch abzustatten. Sears Tower ist das größte Gebäude außerhalb Asiens und man kann (nach ewigem Warten) mit dem Fahrstuhl in das 103. Stockwerk fahren und von dort aus die Aussicht genießen.
Dummerweise wandelte sich das Wetter von blauem Himmel zu starker Bewölkung (siehe Fotos) während wir warteten, sodass der erhoffte hunderte Kilometer weit reichende Blick auf den Großraum Chicago beschränkt blieb, was jedoch auch schon beindruckend war.
Das absolute Highlight waren jedoch Balkone aus Glas, die einem nach einem beherzten Schritt einen atemberaubenden Tiefblick auf den Bürgersteig 400m unter einem erlaubten.
Sears Tower von der Straße aus gesehen
Blick vom Sears Tower
Das wäre genau das Richtige für Julia gewesen :)
Zum Abschluss des Tages beschlossen wir eine traditionelle Chicago Style Pizza zu uns zu nehmen. Ryan hatte den Geheimtip schlechthin: die Pizzaria "Uno" ist ein recht kleiner Laden, allerdings mit langer Tradition: seit über 100 Jahren gibt es hier die Chicago-Style Pizza, welche sich von ihrem italienischen Pendant dadurch unterscheidet, dass sie einen dickeren Boden mit einer Schicht Käse hat und ausserdem reichlicher belegt ist. Dadurch reicht eine mittelgroße Pizza auch reichlich für 3 Personen.
Die traditionsreiche Uno-Pizzeria
Am nächsten Tag ging hieß es auch schon wieder die Rückfahrt anzutreten. Vorher machten wir noch eine kleine Wanderung zum See und schauten uns die vielen alten Villen und den Strand dort an. Das Wasser war zwar gruselig kalt, aber ohne wenigstens meine Füße etwas zu benetzen wollte ich dann doch nicht zurück nach St Paul fahren :)
Die Skyline vom Strand aus gesehen
Für ein echtes Bad war es zu kalt, aber kurz die Füße in den Lake Michigan zu halten musste schon sein